Kürzlich wurde Christian Kahl als Vorsitzender des SV Memmelsdorf in seinem Amt bestätigt. Der Rödentaler, der erst 2017 nach Memmelsdorf zog, geht damit in seine bereits zweite Amtszeit. Mit Markus Schütz blickt der 42-Jährige im Interview für anpfiff.info zurück, nach vorne und auf die aktuelle Lage auf und abseits des Fußballfelds beim Landesligisten.
Christian Kahl hat in Rödental mit dem Fußballspielen begonnen. "Höher als Kreisliga habe ich zwar nie gespielt, aber es war eine super Zeit, ein tolles Vereinsleben mit guten Leuten und ich halte heute noch bzw. wieder Kontakt dahin, organisiere Freundschaftsspiele im Herren- und Jugendbereich oder - wie zuletzt - ein SVM-Jugendlager auf der SG-Hütte.", so Kahl. "Ich habe dort allerdings auch miterlebt, was passiert, wenn ein großer Sponsor wegbricht und wie lange es dauert, einen Verein danach wieder auf gesunde Füße zu stellen. Die Rödentaler haben das gut gemacht und stehen jetzt durch eine gute Jugendarbeit und eine Spielgemeinschaft im Herrenbereich super da und auch das ganze Vereinsumfeld mit den renovierten Liegenschaften ist auf einem top Niveau. Das hat die Verantwortlichen über die letzten 20 Jahre viel Arbeit, Zeit und Geduld gekostet, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.", lobt er die Entwicklung in der alten Heimat.
"Eigentlich einen Verein für den Sohn gesucht"
Nachdem Christian Kahl mit seiner Familie dann 2017 nach Memmelsdorf zog, "suchte ich eigentlich einen Fußballverein für meinen Sohn." Den fand er, aber nicht nur: Schnell wuchs er selbst ins Vereinsleben hinein. Nur kurze Zeit später "habe ich zusammen mit Jürgen 'Chio' Betz die G-Jugend und ein Jahr später die F trainiert. Martin Bienlein hat mich dann im November 2020 dazu überredet, zusammen mit ihm und zwei weiteren die Vorstandschaft zu übernehmen. Die amtierende trat aus Altersgründen zurück und Nachfolger waren noch keine gefunden. Martin richtete dabei den Fokus hauptsächlich auf den Jugendbereich und dass dieser davon profitieren wird, wenn wir in der Vereinsführung sind.", erklärt er, wie er zu seinem Posten kam.
"Das klingt jetzt sicher ein bisschen blauäugig - und das war es ja auch.", gibt er zu. Schließlich vollzog er den Schritt, "ohne wirklich zu wissen, auf was ich mich dabei eingelassen habe, waren wir gewählt und obwohl ich mich anfangs für das Resort Veranstaltungen habe aufstellen lassen, hat mich der damalige Geschäftsführer Dieter Pflaum kurz nach der Wahl gebeten, die Verwaltung und die Leitung der Geschäfte zu übernehmen, mich eingewiesen und mir eine Buchhalterin an die Seite gestellt - und schon ging es los.", so Christian Kahl, der damit quasi zu seinem aktuellen Posten als geschäftsführender Vorstand wie die berühmte Jungfrau zum Kinde kam.
"Einiges passiert auf sportlicher und Funktionärs-Ebene"
Über einen Mangel an Beschäftigung kann sich Christian Kahl seitdem jedenfalls nicht beschweren. "Es war einiges zu tun und es ist viel passiert auf sportlicher und Funktionärsebene.", blickt er auf die ersten beiden Jahre in der Verantwortung zurück. Eine der ersten Aufgaben damals war, "die Verantwortlichen der Ersten Mannschaft kennenzulernen und zu klären, ob und wie wir weiterhin zusammenarbeiten. Mit Michael Wernsdorfer und Markus Saal habe ich dabei zwei super Jungs kennengelernt, die wissen, was sie wollen, die den Fußball auf und neben dem Platz verstehen und leben und in die ich gleich Vertrauen hatte.", lobt er das amtierende Spielertrainer-Duo des Landesligisten. "Da wir auch Gerd Schimmer von einem Verbleib als sportlicher Leiter beim SVM überzeugen konnten, hatte ich ein gutes Gefühl, dass wir gemeinsam den großen Umbruch schaffen."
"Alles mögliche unternehmen, um uns nochmal zu verstärken"
In der vorvergangenen Winterpause gab es dann einige Abgänge und so lautete das Motto vor der letzten Saison: "Wir wollen jungen Talenten die Bühne Landesliga bieten“. So verstärkte sich der SVM mit 13 Neuzugängen und beendete die Runde in der LLNW ordentlich und vor allem mit dem Klassenerhalt. "Auch für die laufende Saison haben wir uns mit einigen jungen, aber auch bayern- und regionalligaerprobten Spielern verstärkt und hatten eine gute Vorbereitung. Leider fiel der Saisonstart nicht so aus, wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber dafür, dass sich der Kader zur Winterpause hin mehr und mehr verletzungsbedingt ausgedünnt hat, muss ich sagen, bin ich sehr stolz auf das Team, was es in den letzten Spielen dennoch auf den Platz gebracht und damit gezeigt hat, dass wir eine wettbewerbsfähige Truppe haben.", ging Christian Kahl mit einem guten Gefühl in die Winterpause, in der der SVM in der LLNO zwar den 14. und damit ersten der Relegationsränge belegt. Aber sich eben auch mit einem wichtigen Sieg in die spielfreie Zeit verabschiedete. "Der Klassenerhalt ist super wichtig für den Verein und unser aktuelles Konzept, deshalb werden wir auch im Winter versuchen, nochmal alles Mögliche zu unternehmen, um uns zu verstärken.", kündigt Christian Kahl an. Wissend, dass die Landesliga als dritthöchster Verein des Landkreises hinter den beiden Bamberger Bayernligisten die Nische ist, die der SVM besetzen will und muss.
Liegenschaften, Sportlerball, Hunderjähriges
"Weiterhin kämpfen wir darum", gibt Christian Kahl einen Einblick auf das, was ansteht, "dass unsere Liegenschaften fertig werden, denn auch wenn zumindest mal die Verträge mit der Gemeinde unter Dach und Fach sind und die Plätze und Gebäude dem SV Memmelsdorf gehören, so sind die Themen Finanzierung mit Förderungen durch den BLSV und die Umsetzung nicht zu unterschätzen." Zudem kann nach der Zwangspause endlich wieder der bekannte "Sportlerball" stattinden, auch hier laufen die Vorbereitungen bereits. "Er steigt am 18.02.2023 und die Karten werden nun bei uns im Sportlerheim im Vorverkauf ausgegeben." Darüber hinaus wirft das hundertjährige Jubiläum des 1923 gegründeten Vereins, das am Wochenende 23. bis 25.06.2023 gefeiert wird, seinen Schatten voraus.
Seit Jahren wieder eine eigenständige Zweite
Nach fünf Jahren schickt der SV Memmelsdorf in dieser Saison wieder eine eigenständige Zweite Mannschaft ins Rennen. Die liegt zwar mit nur einem Sieg bislang auf dem letzten Platz in der A-Klasse 1, aber der rein sportliche Aspekt ist hier erst einmal zweitrangig. "In erster Linie", bestätigt das auch Christian Kahl,"freue ich mich sehr darüber, dass wir fast jedes Wochenende eine Mannschaft stellen konnten und es mit unserer Zweiten in die Winterpause geschafft haben.", weiß er, dass aller (Neu-)Anfang schwer ist. "Von der Idee her soll die Zweite das Herzstück des Vereins sein, die Mannschaft, bei der alles zusammenläuft von der Ersten, über die AH bis zur Jugend. Da sind wir natürlich noch lange nicht. Wir haben anfangs ein paar Spiele mit den Reservisten aus der Ersten absolviert, aber nachdem der Kader der Ersten verletzungsbedingt dünner wurde, stießen von oben auch weniger Spieler zur Zweiten. Nach den ausbleibenden Erfolgen verließen leider ein paar junge, ambitionierte Spieler - die eigentlich der Stein des Anstoßes für unsere Zweite waren - das Schiff wieder. Und so war es an den Männern der AH, die Fahne hochzuhalten.", richtet er seinen Dank an die Senioren für die Unterstützung. "Auch hier bauen wir im Winter darauf, dass wieder ein paar Junge den Weg zu uns finden. Auf unsere eigene Jugend können wir da leider noch nicht setzen, da uns der A-Jugend-Jahrgang fehlt."
Weihnachten ist nicht zuletzt auch die Zeit der Wünsche. Nach seinen für die zweite Amtszeit gefragt, die im September 2024 endet, hat Christian Kahl konkrete Vorstellungen und Ziele:
"Ich würde mir wünschen, dass unsere Erste dann in der Landesliga oben mitspielt und die Zweite sich im Mittelfeld der A-Klasse befindet. Die AH spielt dazu regelmäßig in der neu gegründeten Seniorenliga." Und vor allem: "Im Jugendbereich haben wir wieder Mannschaften durchgehend von G bis A inklusive Leistungsmannschaften. Dazu sind unsere Liegenschaften (Umkleiden) renoviert und uns steht zu unseren aktuell schon sehr guten Rasenspielfeldern auch ein Flutlichtspielfeld zur Verfügung. Der Verein ist schuldenfrei und neben unserer Wirtin Lotte und den aktuell schon sehr zahlreichen Unterstützern und fleißigen Helfern gibt es noch eine ganze Reihe mehr, die diese Wünsche mit umgesetzt haben."
Quelle: anpfiff.info
